Seiten

Dienstag, 14. Oktober 2014

Fülle genießen - spirituell oder nicht?

Zurzeit bin ich in Dubai und ich genieße es. Ich genieße alles: eine mir fremde Kultur kennenlernen zu dürfen und manche von meinen Vorurteilen abbauen zu können; vieles, für mich Neues, zu sehen und dadurch meine Horizonte zu erweitern; mich an vielen neuen Gerichten zu laben und dadurch die Essgewohnheiten der Menschen und ihren Geschmack diesbezüglich kennenzulernen; die Geschichte des Landes zu hören und seine Einzigartigkeit zu erleben, um die Kultur und die Menschen besser verstehen zu können; und ich versuche vieles davon,  woran wem ich Gefallen fand, mit meinen Freunden zu teilen.
Von manchen wurde ich (oder bin ich immer noch) falsch verstanden. Sie missbilligen meine Fotos und meine Worte. Eine Freundin schrieb mir sogar, dass sie von meinem Verhalten enttäuscht ist, da das was ich tat, oder tue, gar nicht spirituell ist. Ein spiritueller Mensch wird eher auf ein Abendessen in einem Luxushotel verzichten, als es noch öffentlich preiszugeben, dass er das genossen hat. Er wird sich nicht fremde Bekleidung „aufzwingen“ lassen, um ihre überaus verschwenderisch gebaute Moschee anzuschauen, sondern als freier Mensch das ablehnen, solange denn  andere in der Welt Hunger leiden. Sie hat mir vieles vorgeworfen… meine Freundin.

In meiner Gedankenwelt sieht es aber ganz anders aus. Ich denke, der Mensch ist erschaffen worden, um zu genießen und nicht um zu leiden. Leid erschaffen wir uns selbst, meistens aus Schuldgefühlen und dem daraus folgenden Bedarf nach der Strafe (sich selbst zu bestrafen). Das Genießen der Fülle in dieser, unserer Wirklichkeit ist unser gutes Geburtsrecht. Und reich zu sein ist auch unser gutes Recht. Die Frage ist nur, wie viel von dem Reichtum, der uns umkreist, wir uns erlauben? Wie viel sind wir uns selbst wert? Wir können diese Fragen verstandesmäßig beantworten und einen Wert festlegen, welchen wir gerne hätten, (meisten ist auch dieser Wert eher mittelmäßig als hoch gestellt) aber das was wir erleben, dass wie unser Leben aussieht, zeigt uns was wir wirklich von uns selbst halten.
Und wenn wir einen Mangel im Leben erfahren, egal auf welchem Gebiet, dann ist das nur ein Zeichen davon was wir uns tatsächlich unterbewusst erlauben und von uns selbst halten. Außerdem teilen wir das Leben auf verschiedene getrennte Gebiete: Gesundheit Familie, Beruf, Liebe, Geld usw. und vergessen, dass es diese Trennung gar nicht gibt und das alles Eins ist. Es gibt nur ein einziges Gebiet – das Leben. Der spirituelle Mensch erkennt das und lebt das auch. Denn, warum soll der Mensch aus der Fülle, die in der Natur herrscht und die alle anderen Wesen selbstverständlich genießen, ausgeschlossen sein und als spirituell entwickelter sich im Verzicht üben? Wäre das Gottes Wille, hätte er den Menschen nicht gleich sich selbst erschaffen. Gott hat die Fülle erschaffen und der Mensch, aus welchen Gründen auch immer, bestraft sich und genießt die Fülle nicht. Ich allerdings, genieße im Augenblick die Fülle des Lebens! 




Montag, 13. Oktober 2014

Der Zauber des Augenblicks

Ich genieße es hier in Dubai, in der Morgenfrühe spazieren zu gehen und zu beobachten: Häuser und Gärten, Türen und Porten, Straßenpflanzen und Gartenblumen…  Etwa viertel vor sechs breche ich auf und spätestens um halb acht muss ich schon wieder zurück im Haus sein. Warum? Wegen der Hitze. Kurz nach sechs Uhr geht die Sonne auf und ab dann wird es von einer auf die andere Minute immer wärmer. Die Straßen sind zu dieser Zeit fast leer und nur ab und zu fährt ein Auto an mir vorbei. Erst ab halb sieben kommt langsam Leben in die Straßen. Dann sind die Schulbusse unterwegs und sammeln die Schulkinder ein. Sie warten vor den eigenen Häusern unter den wachsamen Augen einer Maid (Kindermädchen).
Manchmal ziehen meine Aufmerksamkeit an sich die kleinen Einöden neben dem Weg, manchmal eine Besonderheit oder etwas was mich in Erstaunen versetzt und ein anderes Mal einfach die Schönheit der außergewöhnlichen und doch wunderschönen Formen und Farben. Jedes Haus ist einzigartig mit Türmen und geschwungenen Treppen oder eben ganz anders. Und was mich in Erstaunen versetzte: jedes Haus hat einen Namen. Das ist üblich in Dubai. Nicht nur die Hochhäuser, sondern auch die Villen. Und jeder Name entspricht irgendwie dem Haus. Wie zum Beispiel das Haus hier auf dem Foto. Es heißt „Twin House“ und erinnert wirklich an Zwillinge.
Heute Morgen habe ich meine Aufmerksamkeit den Blumen geschenkt. Erstaunlich aber in Dubai habe ich die Blumenarten, die in den Gärten und auf den Straßen wachsen, an einer Hand abzählen können. Die aber, die hier wachsen sind atemberaubend schön. Bougainvillea, Gummibaum, eine Art von Oleander und noch eine oder zwei Arten, die ich nicht kenne. Die Farben sind prächtig! Oft bleibe ich stehen, besonders unter einem Gummibaum und kann nicht genug von dem betörenden Duft seiner weißen Blüten bekommen. In solchen Momenten bedauere ich, dass noch niemand einen Fotoapparat erfunden hat, der neben dem Bild auch den Geruch speichern und wiedergeben kann.
 
Sehr oft geschieht es mir, dass ich in der Schönheit so völlig aufgehe, dass ich alles vergesse, sogar den Knopf auf dem Apparat zu drücken… und wenn ich zurück bin, ist der Zauber des Momentes vorbei. Es gibt keine Aufnahme die ihn fest hält, auch keine Technik, die ihn fest halten kann. Aber mein Herz ist da und in ihm sind solche Momente verewigt. Erst hier habe ich richtig verstanden und erlebt wie stark und wundervoll der Zauber eines Augenblicks sein kann. Purer Genuss!