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Freitag, 19. September 2014

Wertvoll oder wertlos?


Wir alle wissen, dass ein und derselbe Gegenstand, eine Idee, oder etwas ganz anderes, für den einen wertvoll aber für andere wertlos sein kann.
Nichts ist an sich wertvoll oder wertlos. Das ist die Frage der Wertschätzung, aber nicht die Wertschätzung von irgendjemandem, sondern nur und ausschließlich von uns selbst.
Wir bewerten automatisch und meistens ganz unüberlegt alles und alle mit dem wir in Berührung kommen und entsprechend unserer Bewertung sind dann auch unsere Erfahrungen mit dem bewerteten Objekt. Unsere Bewertung ist die Information, welche wir in die Matrix und in unser Unterbewusstsein aussenden.

Sind wir arm oder reich, glücklich oder unglücklich - dies hängt auch von unserer Wertung ab. Aber vor alldem ist das abhängig von unserer Wertschätzung unserer selbst. Oft denken die Menschen schlecht über sich selbst oder über die Arbeit, die sie verrichten und dann wundern sie sich, dass sie keinen Erfolg haben. Wie können sie es auch, wenn sie denken: das ist so schwer und wird sowieso nichts bringen. Natürlich wird es nichts bringen bei einer solchen Einstellung! 

Gestern saß ich beim Frisör und unbeabsichtigt wurde ich Zeugin eines Gesprächs, welches mich dann auch zu diesem Schreiben inspiriert hat. Zwei Damen, schätzungsweise um 45 Jahre jung, unterhielten sich über ihre Geschäfte. Die erste Dame fragte:
„Wie läuft es bei dir?“
„Was soll ich dir sagen“ sagte die Zweite „gerade so, dass wir uns über Wasser halten. Aber, weißt du, die Konkurrenz ist so groß, dass ich glücklich bin, dass wir, wenn auch mit Mühe und Not, doch bestehen bleiben.“    

Ich wiederhole: alles ist Information und wir selbst geben der Matrix und unserem Unterbewusstsein die Informationen, welche Umstände wir haben möchten und was uns widerfahren soll. Ich kann mir denken, dass dieser Dame gar nicht bewusst war, welche Informationen sie ständig abgibt, wenn sie so denkt und solche Worte ausspricht. Sie hat gerade gesagt, dass sie glücklich ist, wenn sie sich über Wasser halten und ihr Unterbewusstsein nimmt das auf und beschert ihr „dieses Glück“. Warum sollte die Matrix ihr etwas anderes ermöglichen, wenn sie gerade dieser Zustand glücklich macht?

Kommen wir zurück zur Wertschätzung. Aus diesen Worten lässt sich beschließen, dass sie ihre Arbeit nicht besonders hoch schätzt, sonst hätte sie nicht über eine so große Konkurrenz gesprochen. Hätte sie sie als etwas Wertvolles erachtet, hätte ihre Arbeit auch so einen Wert bekommen. Denn wenn wir uns selbst und die anderen Menschen als wertvoll erachten, öffnet sich für uns ein ungeahntes Potenzial. Diese Einstellung zur Wertigkeit ist ausschlaggebend ob wir uns gut oder schlecht fühlen, erfolglos oder erfolgreich sein werden. Letztendlich  hängt es davon ab, ob wir auch glücklich oder unglücklich sind. Durch negatives sprechen über andere Menschen, die Arbeit, oder über sich selbst, setzen wir ihren und unseren Wert herunter und von wertvoll sinken wir zu dem Wert wertlos hinab. Es wäre gut, immer wieder die eigenen Werte zu überprüfen und wenn nötig diese auch zu korrigieren.
 
 

Samstag, 13. September 2014

Die Spuren in der Zeit


Wir alle hinterlassen Spuren während unseres Daseins, die auch bleiben, nachdem wir die Ebene gewechselt haben. Diese Spuren können sehr blass oder sehr stark vorhanden sein. In diesen Tagen begegnete ich den Spuren meiner Eltern und das berührt mich immer wieder und immer sehr stark.

Meine Mutter war eine künstlerisch begabte Frau, die alles was sie stark bewegte in Verse und Gedichte eingeflochten hat. Ja, sie schrieb Gedichte. Mein Vater aber übernahm damals die Aufgabe, diese Gedichte, mit Mamas Handschrift geschrieben, mit seiner alten Schreibmaschine abzutippen und ordentlich in die Sammelmappe abzulegen. Mit der Zeit haben sich dort hunderte von Gedichten angesammelt. Als meine Mutter 1995 diese Existenzebene verlassen hat, nahm meine Tochter diese Gedichte in Aufbewahrung. Damals hat sie ein Versprechen gegeben, dass sie alle diese Gedichte irgendwann und irgendwo in Form eines Buches herausgeben lassen wird. Damals hatte sie nicht im Traum daran gedacht, dass sie selbst eines Tages einen Verlag führen wird. Aber die Schicksalswege sind nicht einmal zu erahnen.

Es ist die Zeit gekommen dieses Versprechen einzulösen, aber die Gedichte müssen zuerst in den PC abgeschrieben werden. Sie bat mich, diese Aufgabe zu übernehmen und ich willigte ein.
Vor mir auf dem Tisch liegt eine abgenutzte, durch die Zeit, einst weiße, jetzt gelb gewordene Sammelmappe. Ich wage nicht sie zu öffnen, sondern schaue sie nur an. Mein Herz schlägt schneller. Mir ist es so als ob die Mappe ein lebendiges Wesen ist, das auch Augen hat und zurückschaut. Ich fühle mich beobachtet. Ich wusste, sobald ich die Mappe aufschlage, werden mir entgegen die Erinnerungen zufliegen, mich umhüllen und in die Vergangenheit entführen. Ich weiß nicht wie lange ich so da saß. Endlich streckte ich die Hand aus und öffnete die Sammelmappe. Die Handschrift meiner Mutter! Schön geformte, altertümlich geschriebene Buchstaben. Ein Geruch breitete sich aus diesen alten Papieren aus. Nicht der Geruch nach dem Alter, wie es zu erwarten wäre, nein. Ich roch den Geruch meiner Mutter. So lieblich, so vertraut… und ich sah sie vor mir am Tisch sitzen, sie lächelte mich an. Ich war zu tiefst berührt und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Irgendwie war das so real, so wirklich als ob sie tatsächlich hier wäre. Die Erkenntnis schoss durch mein Kopf: natürlich ist sie jetzt hier! Und sie war nicht allein. Mein Vater war auch hier. Auch ihn sah ich, wie er diese Gedichte abschreibt, hörte das Klappern seiner alten Schreibmaschine wie damals… Ich fühlte mich umarmt, mit Liebe erfüllt, und wurde in dieser Liebe Eins mit den Beiden…

Die Handschrift ist etwas was mehr als alles andere unserer Energie, Teile von unserem Wesen, auf dem Papier gebunden hinterlässt. Auf allem was wir berühren bleibt unsere Energie haften aber nicht so stark und nicht so dauerhaft wie wenn es um handschriftlich geschriebene Zeilen geht. Handschrift ist doch Teil des Wesens. Aus aufgeschriebenen Gedanken einer Person kann man viel über sie erfahren; über ihre Einsichten, Lebensweise, Charakter… aber aus den von Hand aufgeschriebenen Gedanken können wir die Person vor allem auch fühlen. Das sind ihre Abdrücke in der Zeit.   
   

Freitag, 12. September 2014

Vergebung


Neulich habe ich auf der Facebook Seite eines Freundes ein Zitat von Leo Nikolajewitsch Graf Tolstoi gelesen:
„Hat man dich verraten, das ist so als ob man dir die Arme gebrochen hat. Du kannst vergeben, aber umarmen – schwer…“
Das Zitat hat viele Likes bekommen und wurde von einigen kommentiert. In allen Kommentaren aber wurde die Zustimmung mit diesen Worten geäußert:
„Tolstoi hat Recht! Mit gebrochenen Armen kann man nicht umarmen.“
Ist dem wirklich so?
Was ist mit dem Herzen und mit der Seele dabei? Ich denke, man kann mit dem Herzen umarmen. Man kann jemanden in die eigene Seele einschließen und, auch mit gebrochenen Armen oder ganz ohne Arme, umarmen. Außerdem, wie hat man dann vergeben, wenn man danach den „Verräter“ nicht umarmen kann? Hat man dann überhaupt wirklich vergeben?
Ich frage mich, haben die Menschen, die ihr „Like“ gegeben haben, bevor sie das taten erst nachgedacht, oder hat man dieses „Like“ einfach automatisch gedrückt, ohne wirklich wahrzunehmen was darüber steht? Oder denken sie tatsächlich so? Ist dem so, dann muss ich mich fragen, welche Bedeutung die Vergebung für sie hat?

Ich kann Tolstoi nicht zustimmen. Meiner Meinung nach, entweder man vergibt von ganzem Herzen oder man tut das nicht. Eine halbherzige Vergebung ist keine Vergebung. Wenn nur der Mund die Worte der Vergebung ausspricht und das Herz nicht mitmacht, dann ist das eine faule Sache. Denn es kommt nicht auf die Worte an, die man ausspricht, sondern von Bedeutung ist das Gefühl das dabei vorhanden ist. Aufrichtige Vergebung reinigt die Seele, eine aber pro forma erteilte Vergebung bleibt eine unschöne Last.
Was denkt ihr, meine lieben Freunde, darüber?